Kanaren News (El Hierro-La Gomera-La Palma)

Donnerstag, 16. Januar 2014

Tourismus und La Palma als Urlaubsziel

Wo bleiben denn nur die Touristen?

Eine Frage die sich im Moment viele Palmeros stellen. Warme Temperaturen, oft - aber nicht immer - Sonnenschein, viel Natur und auch einige Strände.
Das sollte doch viele Nordeuropäer veranlassen in den kalten Wintermonaten Urlaub im Süden auf La Palma zu verbringen.

Hier taucht bereits der erste Denkfehler auf. So kalt und trüb, daß jedem in Deutschland die Decke auf den Kopf fällt, ist es dort im Moment auch nicht. Ein bisher warmer Winter verschiebt vielleicht den Urlaubswunsch auf einen späteren Zeitpunkt .. und es gibt da noch andere warme Winterziele.

Hier stehen wir in Konkurrenz zu Marokko, Tunesien - Ägypten ist durch die politischen Unruhen weitgehendst ausgefallen - oder einem Fernreiseziel. Auch wenn die Kanarischen Ostinseln durch die nordafrikanischen Unruhen profitiert haben, so sind diese Touristen noch nicht bis La Palma gelangt.


... noch der alte Flugplatz Mazo
Schauen wir uns zunächst einmal die Zahlen der mit dem Flugzeug ankommenden Gäste in der AENA Statistik des staatlichen Flughafenbetreibers an.
Im Dezember 2013 wurden auf dem Flugplatz Mazo 73.049 Passagiere gezählt. Jeder Passagier wird doppelt gezählt (Ankunft und Abflug) - also rund 36.500 Passagiere.
 
Bei den Passagieren wird nicht unterschieden ob sie als Tourist aus Nordeuropa oder als Canario beruflich als Geschäftreisender oder zum Familienbesuch mal kurz auf eine der Nachbarinseln geflogen sind.
Alte Erfahrungswerte sprechen von rund 70% insularem Flugaufkommen. Bleiben also unterm Strich noch rund 11.000 echte Touristen verteilt über den Monat Dezember 2013 übrig.

In früheren Jahren sah diese Bilanz schon besser aus. Vor der spanischen Wirtschaftskrise im Jahre 2008 wurden von der AENA 1.151.357 Passagiere auf unserem damals noch kleinen Mazo Flugplatz gezählt. Von da an schrumpfte die Zahl der Passagiere auf aktuell 809.521 Passagiere im Jahr 2013.



... und die alte Aussichtterrasse
Auch der Bau unseres neuen Riesen- Airport (auch hier Krematorium genannt) für 230 Millionen Euro konnte die Reiselust nach La Palma nicht befeuern. Der Flugplatz ist so groß, dass locker 3 Millionen Passagiere im Laufe eines Jahres abgefertigt werden könnten. Ein großer Flugplatz muss unterhalten werden und dafür braucht man Personal. Der Flugplatz La Palma gilt als einer der verlustreichsten Flugplätze Spaniens und das kostet Madrid pro Jahr einige Millionen Euro an Zuschuss. An dieser Gigomanie und Bauwut werden wir indirekt noch einige Zeit zu tragen haben. Aber das ist nur ein Beispiel von Vielen.Es gibt keine verlässlichen Touristenzahlen wie viel mehr oder weniger hier ihren Urlaub verbracht haben.
Gefühlsmäßig ist das Touristenaufkommen aus Nordeuropa in den Wintermonaten gleich geblieben. Im Sommer jedoch sind weniger Festlandspanier wegen der Krise auf der Insel.

La Palma ist und bleibt ein Reiseziel für Individualisten. Der Massentourist sucht "Sonne, Strand und Meer" und zieht daher Gran Canaria oder Fuerteventura vor.

Lange glaubte man auch, dass mehr Flugverbindungen aus Deutschland aus der "Misere" helfen könnten.
Sechs zusätzliche Verbindungen von FTI mit SunExpress seit Anfang November 2013 aus unterschiedlichen deutschen Städten, mussten ab Januar 2014 auf zwei Flugzeuge reduziert werden. Es waren Gabelflüge La Palma - Lanzarote. Nur ein Drittel blieb auf La Palma und die Mehrheit flog weiter nach Lanzarote. Auch die Flugpreise lagen moderat um die 300.- Euro für den Hin- und Rückflug.
Daran lag es also auch nicht. Keine Fluggesellschaft wird sich bei entsprechender Nachfrage ein Geschäft entgehen lassen und zusätzliche Termine aufnehmen. Genauso wird sie auf Dauer nicht im Defizit weiter fliegen und einfach wie geschehen die Route streichen. Das ist Marktwirtschaft.

Künstlich durch Subventionen angelockte Fluggesellschaften sind schon in der Vergangenheit (Polen, Finnen, Franzosen) nur ein Strohfeuer gewesen. Dieser ganze Subventionswahnsinn auch bei den insularen Binterflügen oder den Fährverbindungen kann auf Dauer nicht gut gehen und zudem geht Madrid langsam das Geld aus.

Aber der Kreuzfahrt Tourismus boomt. Noch in keinem Winter waren so viele Gäste mit Kreuzfahrschiffen auf La Palma. Es ist die andere und bequeme Art zu Reisen und heute für einen großen Kundenkreis erschwinglich.
Viele Gäste - und ich habe beruflich damit zu tun (www.kanarenkreuzfahrt.net) - waren bereits auf La Palma. Die meisten Kreuzfahrer sehen aber unsere Insel zum ersten Mal.
Kreuzfahrt Passagiere verweilen nur für einen Tag auf der Isla Verde. Beherbergungsbetriebe, Restaurant usw. werden bei diesem Kurzbesuch nicht profitieren und Einnahmen erzielen. Das Geld bleibt meist auf dem Schiff bei der Reederei.

Hier gilt es daran zu arbeiten und das Interesse für einen Urlaub auf La Palma schmackhaft zu machen. Die Interessenten kommen zu uns und wir müssen nicht erst aufwendige Werbekampagnen in Deutschland starten. Das wurde von den offiziellen Stellen noch nicht richtig erkannt.

Es ist ein Wandel im Gästeverhalten zu beobachten. Kreuzfahrten sind "Inn" - Urlaub auf hoher See, mit einem besonderen Flair - einfach mal etwas Anderes.
Nach einer aktuellen Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reise (FUR), möchten 17 % der Befragten in Zukunft eine ganz andere Urlaubsform probieren.
Das konnte man sich früher auch nicht leisten. Für 698.- Euro inkl. Flug und Vollpension (bei Sonderangeboten) und dazu noch fast alle Kanarischen Inseln sehen. Kein ständiges Kofferpacken und attraktive und meist professionelle Abendprogramme, alles bereits im Preis eingeschlossen.
Klingt verlockend und ist auch verlockend.

Lieber wäre auch mir, diese Gäste würden ihren Gesamturlaub hier auf der Insel verbringen.
Zu Bedenken gebe ich allerdings, dass für diesen Preis eine Woche Inselaufenthalt mit Vollpension und Flug kaum zu bekommen ist.

Bleiben wir also doch die Insel für den Individualisten. Alle Bestrebungen mit All-Inklusive und weiteren Hotelbauten, mit einem riesigen Flugplatz und sonstigen Bestrebungen Massentouristen auf unsere Insel zu lenken - wird ins Leere führen und hat in der Vergangenheit schon nicht mehr Gäste gebracht.

Setzen wir lieber unsere Kraft und das wenig vorhandene Werbebudget gezielt auf den Naturliebhaber und Wanderer. Hier können wir Punkten und vielleicht noch weitere Stammgäste gewinnen, die auch die Schönheit und Vielfältigkeit  La Palma`s zu schätzen wissen.

Etwas mehr Aufmerksamkeit - ein herzlicher Empfang, die historischen Gebäude (SC, Las Nieves) und die einmalige Natur (Caldera, Roque, Los Tilos), die Ruhe und Stille, die in dieser Art nur La Palma zu bieten hat - als Einzigartig und nur hier spür- und erlebbar heraus zu stellen.

Das sollte unsere Aufgabe für die heutigen (Kreuzfahrt) Besucher sein.
Der erste Eindruck ist entscheidend und er bleibt lange im Gehirn gespeichert. Der Erfolg, lässt sich dann vielleicht auch später messen.



1 Kommentar:

  1. Kreuzfahrten sind aus Sicht der Veranstalter der bisher effizienteste Weg das Geld der "Urlauber" in die eigenen Taschen zu schaufeln. Die vielen Einheimischen der Gastländer haben fast nichts davon. Ebenso wie bei vielen in Resorts, Clubs, u.s.w kasernierten Touristen, die dort abgeschottet vom eigentlichen Urlaubsland reanimiert werden.
    Danke, auf sowas kann ich gern verzichten - da bleibe ich jetzt lieber zu Hause. Leider schaffe ich im Alter (67) die wunderschönen, doch teils beschwerlichen Touren durch alle Länder der Welt mit Rucksack in den vergangenen 45 aktiven Jahren nicht mehr...
    Liebe Grüße
    Kurt Lorenz

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